AG 4 - Kulturförderung

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Präambel

Der Kulturentwicklungsplan ist in seinen Inhalten, Absichten, Empfehlungen und Maßnahmen als Bestandteil eines Prozesses zu verstehen; er dient dabei als langfristige Planungsgrundlage und muss daher in regelmäßigen Abständen evaluiert und aktualisiert werden.

Duisburg darf sich nicht nur als Kulturstadt verstehen, sondern muss dies in seinen entsprechenden Zielen, Planungen und Handlungen auch offensiv sichtbar machen.

Kulturförderung soll als Pflichtaufgabe der Kommunen verstanden werden, da sie ein elementarer Bestandteil der Daseinsvorsorge ist.

Politische Aktivitäten zur Veränderung der derzeitigen Haushaltssituation sind notwendig. Duisburg muss in einem breiten Bündnis von Politik, Verwaltung und Kulturschaffenden den Mut und die Phantasie aufbringen, positive Veränderungen der finanziellen Situation offensiv zu fordern, zu fördern und neue Wege zu beschreiten.

Der Verweis auf eine schlechte Haushaltslage kann keine Entschuldigung in einer unbequemen Lage sein, sondern alle Beteiligten müssen konsequent eine Verbesserung fordern und daran arbeiten.

Kultur und kulturelles Schaffen bereichern nicht nur inhaltlich und ästhetisch, eine kulturell lebendige ist auch eine lebenswertere Stadt.  Und kommunal in Kultur investierte Mittel fließen – insbesondere im Sektor der freischaffenden Kultur – auch rein ökonomisch betrachtet in hohem Maße zurück: Mit kommunaler Förderung als Basis kann durch öffentliche und private Koförderungen eine ökonomisch ergiebigere Grundsituation geschaffen werden.

Kulturförderung besteht nicht nur aus finanziellen Förderungen. Eine Haltung des Ermöglichen-Wollens und des Ermöglichens lässt ein kulturfreundliches Klima entstehen und befördert so vielfältige kulturelle Initiativen und Projekte.

Hierauf aufbauend, geht es in der lokalen Kulturförderung um Aktivitäten, welche die Kulturschaffenden direkt unterstützen; ebenso um solche, die Wege aufzeigen, wie künstlerische, kulturelle Projekte realisiert werden können und darum, Strukturen zu schaffen, in denen die städtisch Verantwortlichen und die Kulturschaffenden für dieses gemeinsame Ziel kooperativ agieren.

Die kollektiv geteilte Haltung des Ermöglichen-Wollens ist Voraussetzung gelingender Kulturförderung in Duisburg.

 

Handlungsempfehlungen

Die vorhandenen Kulturangebote sind zu erhalten und auszubauen. Das gilt gleichermaßen für etablierte wie für freie, interkulturelle oder alternative Angebote. Ziel ist es dabei nicht, alles in allen Stadtteilen anzubieten, sondern die jeweiligen lokalen Impulse und Initiativen aufzugreifen und zu unterstützen.

Hierbei besteht kulturelle Förderung besonders in dem Erhalt und der Unterstützung der kulturellen Vielfalt.

Die Förderung interkultureller Aktivitäten und Veranstaltungen soll künftig im Hinblick auf den Zuzug zahlreicher Flüchtlinge noch stärker und gezielter erfolgen.

Die Mittel für Kultur insgesamt sollen erhöht werden, deutlich insbesondere die nicht fix gebundenen Mittel zur Förderung der Breitenkultur (Vereine, Laienarbeit etc.) bis zur professionellen freien Kulturarbeit und Kunstproduktion.

Hierfür soll der Kulturbeirat der Stadt gestärkt werden:

Erstens in seiner – von allen Aktiven wie Passiven sehr anerkannten – Arbeit, der freien Projektförderung. Der ihm hierfür zur Verfügung stehende Etat muss sukzessive nachhaltig erhöht werden.

Zweitens soll ein weiterer, ebenfalls vom Kulturbeirat verwalteter Etat für infrastrukturelle Maßnahmen eingerichtet werden. Mit diesem sollen zur Überbrückung bestandsbedrohender Engpässe auf Basis von konkret begründeten Anträgen elementare Anschaffungen, Mietzuschüsse und Personalkosten etc. punktuell und unabhängig von Projekten gefördert werden können.

Drittens wird angestrebt, dem Kulturbeirat zu ermöglichen, geeignete und auf Dauer angelegte Projekte auch dauerhaft zu unterstützen. Es muss möglich werden, Projekte auch in eine institutionelle Förderung zu überführen. Die hierfür bereits bestehenden Möglichkeiten sollen transparenter gemacht werden, die Wege klarer und einfacher. Im Zuge dieser Verbesserung muss der für institutionelle Förderungen bestehende Etat erhöht werden, damit keine Verdrängungen stattfinden, sondern Ergänzungen.

Analog zum Sportbereich soll – über eine entsprechende Professionalisierung städtischerseits – zusätzlich ein Sponsorenpool/Spenderpool entwickelt werden. So entsteht neben den gestärkten und erweiterten städtischen ein zusätzlicher, privat(wirtschaftlich) finanzierter Fördertopf. Die Mittelverteilung soll über ein paritätisch zu besetzendes Gremium  aus Politik/Verwaltung und Kulturschaffenden erfolgen.

Seitens der Stadt Duisburg soll die Information der freien Kulturschaffenden über  Fördermöglichkeiten sowie die aktive Unterstützung und Begleitung von Förderanträgen bei Land, EU etc. erweitert und institutionalisiert werden.

Die vorhandenen Vernetzungsplattformen für Veranstaltungen und Veranstalter  müssen optimiert werden und benutzerfreundlicher und attraktiver gestaltet werden. Sie sollen dabei künftig auch stärker als bislang dem Austausch von Ideen und Informationen dienen.

Das Leerstandsmanagement bei für kulturelle Nutzung (temporär und dauerhaft) geeigneten Immobilien ist durch entsprechende Maßnahmen zu optimieren und als Informationsquelle für Interessenten vorzuhalten (z. B. Einrichtung eines Leerstandskatasters). In Bezug auf städtische Immobilien sind hierbei die Verwaltung und die politischen Gremien aktive Partner der Kulturschaffenden.

Die bauaufsichtsrechtlichen und ordnungsrechtlichen Nutzungsbedingungen sind veranstaltungsbezogen konsensorientiert zwischen Stadt und Veranstaltern zu erörtern. Die städtische Kulturverwaltung soll künftig institutionell stärker in die Abstimmungen von Ordnungs- und Bauaufsichtsverwaltung mit Feuerwehr und Polizei eingebunden werden.

Ein vierteljährlich tagendes Kulturforum bestehend aus Politik, Verwaltung, Kulturschaffenden und unter punktueller Einbeziehung von Vertretern der Wirtschaft soll einen regelmäßigen Austausch zur kulturellen Situation Duisburgs ermöglichen. Es dient sowohl zur Diskussion und Bewertung, als auch zur kreativen gemeinsamen Lösungsfindung.

Eine jährliche öffentliche Kulturkonferenz soll darüberhinaus Transparenz und Beteiligungsmöglichkeiten schaffen.

Als Arbeitsgrundlage für diese Gremien sowie für die Kulturarbeit allgemein ist eine regelmäßige Situations- und Bedarfserhebung der kulturellen Aktivitäten, Handelnden und Rahmenbedingungen zu installieren.

Das Ziel des Zuzugs von (Nachwuchs-)Künstlern aus anderen Ländern/Städten ist mit geeigneten Maßnahmen, wie z. B. Stipendien, zu intensivieren.

Es müssen Strategien entwickelt werden, um die strukturellen Zukunfts-perspektiven von Vereinen und Kulturinitiativen (Stichwort: demoskopische Entwicklung der dort Aktiven) zu unterstützen.

Um in Duisburg wieder soziokulturelle und autonome Zentren zu ermöglichen, sind Initiativen hierzu finanziell und strukturell – z.B. durch die Bereitstellung leerstehender Immobilien – zu unterstützen.

Vorhandene und geplante Kulturangebote sollen auch in andere örtliche oder  inhaltliche Zusammenhänge (Stichwort: Event) als die traditionell üblichen eingebunden werden, um damit mehr und zusätzliche Zielgruppenangehörige zu erreichen.

Die bestehenden städtischen (Kultur-)Festivals sollen ermutigt und insbesondere für Kooperationen mit professionell arbeitenden Künstlern ökonomisch in die Lage versetzt werden, mit lokal bereits aktiven Kulturschaffenden kontinuierlich zusammenzuarbeiten.

Maßnahmen sind zu intensivieren, die die Universität Duisburg-Essen mit ihren Studierenden und ihren wissenschaftlichen und ökonomischen Ressourcen künftig stärker in die Kulturarbeit einbinden.

Die Stadtteilentwickler sind Schnittstelle zwischen sozialen und kulturschaffenden Einrichtungen und Initiativen. Sie haben eine Scoutfunktion, können durch ihre Präsenz vor Ort Fördermöglichkeiten erkennen und als Problemlöser beide Seiten unterstützen.

 

Schlussbemerkung

Der kollektive Arbeitsprozess an einem Entwurf für den Kulturentwicklungsplan Duisburg sollte als Vorbild für künftige Aktivitäten zur Schaffung eines kulturfördernden Klimas in Duisburg dienen. Dazu sind alle kommunalen Ressourcen zu aktivieren.

Allein durch ein solchermaßen gemeinsames Vorgehen wird es Duisburg zukünftig gelingen, den Namenszusatz Kulturstadt mit Leben zu füllen und sich seiner als würdig zu erweisen.